Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Tiznit

Stadt der Silberschmiede

Umschlossen von einer mehr als 5 Kilometer langen, ockerfarbenen Stampferdemauer mit Respekt einflössenden Türmen und sechs Toren gleicht dieser wichtige Marktort (53.700 Einwohner) des südlichen Sous mit seinen breiten Gassen doch mehr einer modernen Stadt als einer mittelalterlichen Medina. Kein Wunder, denn erst 1882 baute Sultan Moulay el-Hassan die Karawanenstation zu einer befestigten Militärstadt aus, um von hier aus die aufständischen Berberstämme der Region zu bekämpfen. Sie entwickelte sich rasch zum wichtigen Handelszentrum und Ausgangspunkt vieler Karawanen in den Süden. 1912 ging die Stadt in die Geschichte ein, als sich der Rebell und Thronanwärter El Hiba dort zum Sultan ausrufen ließ. Unterstützt von der Bevölkerung nahm er den Kampf gegen die Franzosen auf, verlor ihn jedoch. 1917 wurde der Ort von den französischen Truppen unterworfen, sie unterhielten bis 1956 hier eine Garnison. Auch heute ist Tiznit ein wichtiger militärischer Stützpunkt.

Stadtbummel

Lohnend ist ein Bummel durch die Altstadt und die Souks der Silberschmiede, Tiznit ist berühmt für den schweren, originell gearbeiteten Silberschmuck der Berberfrauen, der nach Gewicht verkauft wird und hauptsächlich als Kapitalanlage dient. Auch filigrane Silberarbeiten, ziseliert, emailliert oder mit Halbedelsteinen besetzt, besonders Türkisen, wundervolle Berberdolche und Fantasia-Gewehre stammen aus den Werkstätten der Kunsthandwerker.
Zentrum von Tiznit ist der lebhafte Platz Mechouar, an dem sich einige einfache Hotels und Restaurants angesiedelt haben, denn früher war hier die zentrale Busstation. Heute ist hier ein bewachter Parkplatz. Man fährt zunächst Richtung Ville Nouvelle (nicht Medina!) und gelangt dann rechts durch ein Stadttor zum arkadengesäumten Platz. Zwischen dem Platz und der Stadtmauer sind einige Souks mit Handwerkserzeugnissen, im Bereich auf der anderen Seite mit den Hotel schließt sich die Medina an.

Natürlich wird man auf dem Platz sogleich von Jugendlichen empfangen, die als Schlepper für einen Silberschmied arbeiten. Es kann ganz interessant sein, sich eines solchen Führers zu bedienen. Er zeigt zunächst die Sehenswürdigkeiten und führt sodann in eine solche Silberwerkstatt. Dort ist meist ein großer Verkaufsraum mit einer guten Auswahl an Berberschmuck und nur 1 oder 2 Handwerker. Die eigentliche Arbeit wird dann von mehreren Familien in Heimarbeit gemacht. Es gibt große Qualitätsunterschiede. Auch auf dem Wochenmarkt sind viele Schmuckhändler, aber sie haben oft importierte asiatische, minderwertige Ware. Die Silberschmiede in der Altstatt stempeln ihren Schmuck zur Kennzeichnung der Qualität.
Vom Platz aus erreicht man durch enge Gassen in nordwestlicher Richtung die Grande Mosquée. Man kann aber auch vom Rondell aus stattdessen Richtung alte Medina fahren, vorbei am Campingplatz und durch ein Tor erreicht man den lebhaften Souk mit Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch. Nach Ende der Läden ist rechts eine Polizeistation, dort rechts abbiegen erreicht man ebenfalls die Große Moschee. Wenn man auf der Straße jedoch geradeaus fährt kommt man durch das Bab el Khemis zu einem schönen Palmenhain mit einem Ausflugslokal.
Mit ihren aus den Minarettmauern herausragenden Stangen ist die Große Moschee das erste Beispiel der saharischen Bauweise, die man zum Beispiel in Niger und Mali findet, sie wurde von Sklaven aus dem Senegal erbaut. Vor der Moschee steht eine sehr alte Palme, die aus Tradition nicht gefällt werden darf, obwohl sie mitten in der Straße wächst. Etwas weiter liegt die Blaue Quelle oder Quelle Lalla Tiznit als Becken eingefasst, die als heilig gilt. Früher Trinkwasserreservoir für das Viertel, heute ziemlich verschmutzt und nicht mehr blau. Lalla Tiznit war angeblich eine Prostituierte, die erschöpft und durstig an diesem Ort ankam, aber ihr Leben bereute. Dafür wurde sie durch das Entspringen einer Quelle belohnt und galt als heilige Frau.