Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Houmt Souk

Hauptort der Insel Djerba

Schon die Römer erkannten die günstige Lage des Hafens und nannten den Platz Girba, daraus leitet sich das heutige Djerba ab. Im Jahr 1284 errichtete König Jaime I von Aragonien die Festung. Schauerliche Bedeutung erhielt Girba um 1550, als der Korsarenführer Dragut das Fort verstärkte, um sich gegen die Angriffe der Spanier besser verteidigen zu können. 1560 nahmen die Spanier das Fort dennoch ein, wurden aber auf dem Rückweg von Dragut angegriffen. Er tötete 18.000 Mann und schloss die restlichen 5.000 in der Festung ein. Als sie sich schließlich ergaben, wurden alle geköpft und die Knochen und Schädel zur Abschreckung zu einer Pyramide aufgerichtet. Erst 1837 wurde das schauerliche Mahnmal auf Druck der europäischen Konsuln durch den steinernen Obelisk Bordj El Rouss ersetzt.
Heute erleben die etwa 59.000 Einwohner von Houmt Souk die friedliche Invasion der Urlauber. Die malerischen, weißgetünchten Gassen und die gedeckten Souks mit ihren unzähligen Teppich-, Schmuck- und Kaftanläden ergeben das orientalische Flair, das der Tourist sucht, blumenbepflanzte Plätze mit einladenden Straßencafés verlocken zu einer Rast. Im kleinen Fischerhafen liegen Berge von Tonkrügen zum Fang von Tintenfischen, die man in netten Restaurants essen kann. Am Vormittag werden auf einem kleinen, ummauerten Platz in der Markthalle die Fänge der Fischer versteigert, ein sehenswertes Spektakel.
Djerba mit seinem geschützten Hafen war einst eine wichtige Station für Karawanenkaufleute, davon zeugen noch die vielen vorhandenen Karawansereien oder Foundouks, die es in Houmt Souk gibt. Es waren Herbergen, in denen früher ganze Karawanen abstiegen. In den unteren Räumen um einen arkadengeschmückten Innenhof konnten Tiere und Waren untergebracht werden, die oberen, recht einfachen Zimmer beherbergten die Kaufleute. Einige davon dienen heute Handwerkern als Werkstätten oder werden zu Wohnzwecken genutzt, andere hat man renoviert und ihrer eigentlichen Funktion als Gasthof wieder zugeführt. Wer nicht direkt am Strand wohnen möchte, hat in einem solchen alten Foundouk eine originelle und preiswerte Übernachtungsmöglichkeit. Der Inselhauptort ist für einen Badeaufenthalt weniger geeignet, der nächste Strand liegt 10 km entfernt.

STADTRUNDGANG
Hauptader ist die Avenue Habib Bourguiba mit Banken, Post und Touristeninformation. Östlich davon beginnen die kleinen Soukgassen, die immer wieder von hübschen Plätzen mit Straßencafés unterbrochen werden. Am Tage strömen die Touristen durch diese mit Kunsthandwerkläden gepflasterten Straßen, doch am Abend sind die Einwohner unter sich. Dann sind die Cafés dicht besetzt von Männern, die Karten oder Domino spielen, dazu Tee oder Kaffee trinken. Das urtümliche, geruhsame Houmt Souk existiert noch. Nur wenig abseits der Hauptrouten sind stille Nebenstraßen, in denen Handwerker ihrer Arbeit nachgehen, Geschäfte den Bedarf der Einheimischen decken. Die jüdische Tradition der Schmuckherstellung wird von den Muselmanen aufrecht erhalten, zahlreiche Silber- und Goldschmiede bieten die Erzeugnisse ihrer Arbeit an.
Schön ist ein Bummel durch die blumengeschmückten Gassen der Altstadt mit ihren kleinen Plätzen und Cafés. Dabei entdeckt man auch die zu Hotels umgebauten Foundouks. Bei einem davon, dem Hotel Marhala, liegt auf der Rückseite der kleine Platz d'Algerie. Dort steht die Türkenmoschee aus dem 17. Jh. mit ihrem kleinen, runden Minarett und einer mit zahlreichen Kuppeln gedeckten Gebetshalle. Wer genau hinschaut, kann von diesem Platz die spitzen Türme der katholischen Kirche erkennen, die einst von den Franzosen gebaut wurde. Das Innere wurde zu einem Sportstudio umfunktioniert, ein Teil ist bewohnt, doch in einem Raum finden Sonn- und Feiertags um 10 Uhr Gottesdienste für die Touristen statt.
Gegenüber dieser Kirche ist der Laden eines der Originale von Houmt Souk. Hachemi Missaoui in seinem Fil d'Or verkauft handgewebte Decken, die in sechs Werkstätten gefertigt werden. Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, kann herrliche Geschichten aus alter Zeit hören, das Geschäft hatte schon sein Vater, Großvater und Urgroßvater. Er selbst war 25 Jahre im Dienst der Polizei. Schade nur, dass keiner seiner Söhne Interesse für das Geschäft hat, so wird dieser originelle Laden einst nicht mehr sein oder zu einem der üblichen Touristenläden umgewandelt werden. An der Ecke vor der Kirche ist ein Wasserpfeifengroßhandel, erkennbar an den vielen vor der Tür hängenden Mundstücken. Nur einen Steinwurf entfernt ist das Hotel Arisha in einer alten Karawanserei.
Wenn man die Altstadtgassen vorbei am Restaurant du Sud verlässt, kommt man zu einem kleinen Platz mit Taxistation. Dort ist links ein traditionelles maurisches Bad, vormittags für Männer, nachmittags für Frauen. Im Gebäude dahinter ist die Zaouia Sidi Brahim aus dem 17. Jh., deren Kuppel mit grünen Schindeln gedeckt ist. Am Ende des Platzes die Fremdenmoschee, das viereckige Minarett mit Koransuren verziert. Einen Besuch wert ist das Volkskundemuseum in der Avenue Abdelhamid El Cadhi, 9 - 12, 15 - 18 Uhr, Fr. geschl. In den mit bemalten Holzkuppeln geschmückten Räumen der Zaouia Koubt El Khial werden traditionelle Kleidungsstücke der Insel, jüdischer Schmuck und Tonwaren gezeigt.
Montag und Donnerstag wird auf den Plätzen der Innenstadt ein Markt abgehalten, der allerdings nicht sehr ursprünglich ist. An diesen Tagen wird lediglich in der Markthalle am Beginn der Avenue Bourguiba mehr als sonst Obst, Gemüse, Gewürze und Fleisch verkauft. Ansonsten breiten Händler ihre typischen An-gebote für Touristen aus, Teppiche, Keramik- und Lederwaren, Kamele und T-Shirts, als gäbe es nicht schon genug Läden mit diesem Sortiment.
Direkt am Meer, in der Nähe des hübschen Fischerhafens, liegt die alte, restaurierte Piratenfestung Bordj Ghazi Mustapha, in deren Räumen alte Fundstücke und Dokumente ausgestellt sind. Sie ist täglich außer Freitag von 9 - 19 Uhr (Sommer), 9 - 16.30 Uhr (Winter) geöffnet. In dem ummauerten Gelände westlich daneben findet an den Markttagen ein sogenannter libyscher Markt statt, dort werden viele aus dem Westen stammende Importwaren, auch Zigaretten, preiswert verkauft. Dahinter in Richtung Hafen erhebt sich der schlichte Obelisk, der an den Schädelturm des Piraten Dragut erinnert.